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Rendite-Reihenfolge-Risiko verstehen: Strategien für sichere Entnahmen im Ruhestand. Blog#226

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Wer im Ruhestand regelmäßig aus seinem Vermögen entnimmt, muss nicht nur auf die Rendite achten. Entscheidend ist die Reihenfolge von guten und schlechten Börsenjahren. Tritt zu Beginn der Entnahmephase eine Verlustserie auf, kann das den Kapitalstock dauerhaft schwächen und die finanzielle Sicherheit im Alter gefährden. Ein Beispiel macht das Problem anschaulich: Zwei Personen starten jeweils mit 500.000 Euro und entnehmen jedes Jahr 20.000 Euro. Beide erzielen über 30 Jahre im Durchschnitt die gleiche Rendite von 7%, allerdings in unterschiedlicher Reihenfolge. Anleger A (blaue Kurve in Abbildung) profitiert zu Beginn von guten Börsenjahren - am Ende stehen rund 1,1 Millionen Euro. Anleger B (rote Kurve in Abbildung) erlebt in den ersten Jahren Verluste. Trotz gleicher Durchschnittsrendite ist sein Kapital nach knapp 30 Jahren aufgebraucht. Das zeigt: Identische Durchschnittswerte können zu völlig unterschiedlichen finanziellen Ergebnissen führen. Gerade in den ersten Ruhestandsjahre...

Warum Katzen Gras fressen – aktuelle Evidenz zur Haarballen-Hypothese. Blog#225

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Fast jeder Katzenhalter kennt das Szenario: Die Katze mümmelt an einem Grashalm, kaut darauf – und kurze Zeit später liegt ein Haarballen auf dem Teppich. Aber wozu das Ganze? Neue Untersuchungen deuten darauf hin, dass Gräser den Tieren helfen könnten, Haare, die sie verschluckt haben, effizienter loszuwerden. Hintergrund Dass Fleischfresser (Carnivoren) gelegentlich pflanzliches Material aufnehmen, ist in verschiedenen Tierarten dokumentiert. Zwei Hauptgedanken existieren, um das Phänomen zu erklären: Parasiten-Hypothese: Pflanzliche Fasern könnten dazu beitragen, Parasiten (z. B. Würmer) im Verdauungstrakt mechanisch zu stören oder deren Ausscheidung zu fördern. Hinweise dazu stammen aus Beobachtungen bei Wölfen oder Schimpansen. Haarballen-Hypothese: Pflanzenfasern erleichtern das Zusammenlagern verschluckter Haare (Aggregieren) und deren anschließende Ausscheidung. Diese Haare stammen vor allem von der Fellpflege, können aber auch durch das Fressen von Beutetieren aufgenommen werd...

Digitale Reiseplanung im Praxistest – 16 Tage im Nordwesten der USA. Blog#224

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Im September unternahmen wir eine 16-tägige individuelle Mietwagen-Rundreise durch Nordkalifornien und Oregon, mit Start und Ziel in San Francisco. Gleichzeitig testeten wir, wie zuverlässig sich moderne digitale Tools – insbesondere KI-Anwendungen und Apple Karten – in der Praxis für die Planung und Durchführung einer längeren Autoreise eignen.  Mietwagen mit CarPlay – der digitale Beifahrer Wir haben unseren Mietwagen bei Hertz direkt am Flughafen in San Francisco übernommen – fast alle Fahrzeuge dort sind inzwischen mit Apple CarPlay ausgestattet. Besonders praktisch war, dass ich mein iPhone einfach per USB-C Adapter anschließen konnte: So ließen sich die in Apple Karten geplanten Tagesrouten mit ihren einzelnen Wegpunkten bequem als „Reiseführer“ abspeichern. Im Auto genügte dann ein Fingertipp, und die Navigation startete sofort, inklusive Zwischenstopps, Aussichtspunkten und kleiner Abstecher.  Mobile Daten ohne böse Überraschung Um auch unterwegs genauso flexibel wie z...

Glutamat und Umami: Biochemie, Neurophysiologie und Kulturgeschichte eines missverstandenen Moleküls. Blog#223

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Kaum ein Molekül ist so allgegenwärtig und zugleich so umstritten wie Glutamat. In der Küche verleiht es Speisen einen vollmundigen Geschmack , die wir als „ umami “ wahrnehmen. Im Nervensystem spielt es eine zentrale Rolle bei Lernprozessen, Gedächtnisbildung und der Steuerung der Motorik . Und doch wird Glutamat in der öffentlichen Wahrnehmung oft als problematischer Zusatzstoff angesehen. Wie passt das alles zusammen? Umami: Die fünfte Geschmacksrichtung Über viele Jahrzehnte ging die Geschmacksforschung davon aus, dass der Mensch lediglich vier Grundgeschmacksrichtungen unterscheiden kann: süß, sauer, salzig und bitter. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelang es dem japanischen Chemiker Kikunae Ikeda, aus Meeresalgen Glutamat zu isolieren und den charakteristischen, herzhaften Geschmack als eigene Geschmacksqualität zu definieren – er nannte ihn Umami . Kurz darauf gründete Ikeda ein Unternehmen, das Mononatriumglutamat (MSG) als Geschmacksverstärker vermarktete. Wichtig zu wis...

Welche Lithiumorotat-Dosierung könnte vor Alzheimer schützen? Blog#222

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In meinen drei letzten Blogs ( #219 , #220 und #221 ) habe ich beschrieben, dass niedrige Lithiumspiegel mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko in Verbindung gebracht wurden und dass eine gezielte Ergänzung daher als möglicher Ansatz diskutiert wird. Ausserdem habe ich gezeigt, dass Lithiumorotat gegenüber anderen Lithium-Salzformen Vorteile haben könnte. In diesem Beitrag gehe ich nun zwei Kernfragen nach: (1) Welche Lithiumorotat-Dosierung kommt als präventiver Ansatz gegen Alzheimer in Betracht? (2) Wie lässt sich diese praktisch umsetzen?  Dosierungsüberlegungen: 1 mg elementares Lithium täglich? Aktueller Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse: Klinische Studien : Mehrere randomisierte Studien bei Patienten mit MCI (Mild Cognitive Impairment, einer frühen Vorstufe der Demenz) zeigen, dass Lithiumcarbonat in niedrigen Serumspiegeln von 0,25–0,5 mmol/L (deutlich unter den psychiatrisch üblichen 0,6–1,2 mmol/L) über 12–36 Monate den kognitiven Abbau verlangsamte und Liquor-...

Lithiumorotat vs. Lithiumcarbonat: Unterschiede in Wirkung und Verteilung bei Alzheimer. Blog#221

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Lithiumpräparate haben seit Jahrzehnten einen festen Platz in der Psychiatrie. Klinisch etabliert ist Lithiumcarbonat (LiC), das seit den 1970er-Jahren in vielen Ländern zur Behandlung bipolarer Störungen zugelassen ist. Lithiumorotat (LiO) hingegen besitzt keinen Arzneimittelstatus: In der EU, einschließlich Deutschland, darf es weder als Medikament noch als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben werden; in den USA ist es zwar als ‚dietary supplement‘ im Handel, jedoch ohne FDA-Zulassung. Trotz fehlender Zulassung wird LiO seit den 1970er-Jahren kontrovers diskutiert. Neuere präklinische Studien zu Alzheimer, die ich in Blog#219 und Blog#220 vorgestellt habe, deuten darauf hin, dass das begleitende Anion – Orotat im Unterschied zu Carbonat – die Gewebeverteilung von Lithium beeinflussen könnte. Sollte sich dies in klinischen Studien bestätigen, wäre es von grundsätzlicher Bedeutung für zukünftige Therapieansätze. Salzform und Dissoziation – mehr als nur eine Begleiterscheinung? Lithiu...

Mikrodosiertes Lithium: Wirkung auf Gehirn & Gesundheit! Blog#220

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Leitungswasser in Deutschland liefert nur Spuren an Lithium. Gezielt erhöhte Mikrodosen von Lithium könnten – nach aktuellem Forschungsstand – Biomarker und Krankheitsrisiken wie Alzheimer, bestimmte Krebserkrankungen und Suizid günstig beeinflussen.  Mit ‚Lithium‘ ist in diesem Blog stets das Lithium-Ion (Li⁺) gemeint!  Lithium ist ein natürliches Spurenelement, das durch Verwitterung in den Wasserkreislauf gelangt und in sehr kleinen Mengen auch in Lebensmitteln vorkommt. Für die tägliche Zufuhr ist Leitungswasser meist die wichtigste Quelle. In der Psychiatrie wird Lithium seit Langem in hohen Dosen (> 100 mg Lithium pro Tag) als Arzneistoff eingesetzt; darum geht es hier ausdrücklich nicht. Im Fokus steht die Mikrodosierung – also Mengen von etwa 0,3 bis 5 mg elementarem Lithium pro Tag, weit unterhalb der therapeutischen Dosierungen. Die Idee dahinter: gezielt einen Bereich zu erreichen, in dem Beobachtungsstudien und erste klinische Untersuchungen wiederholt positiv...

Alzheimer-Therapie mit Lithium: Stand der Forschung und offene Fragen. Blog#219

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Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz und betrifft weltweit über 55 Millionen Menschen. Trotz jahrzehntelanger intensiver Forschung gibt es bis heute keine Behandlung, die das Fortschreiten der Erkrankung wirklich aufhalten kann. Die derzeit verfügbaren Medikamente lindern allenfalls Symptome oder verzögern den Verlauf ein wenig – eine ursächliche Therapie fehlt. Kürzlich haben jedoch aktuelle wissenschaftliche Arbeiten, unter anderem von der Harvard Medical School ( LINK ), neue Aufmerksamkeit auf den Lithiumgehalt im Gehirn gelenkt. Die zentrale Hypothese: Ein zu niedriger Lithiumspiegel könnte nicht nur eine Folge, sondern ein Risikofaktor für die Entstehung von Alzheimer sein. Erste präklinische Daten weisen außerdem darauf hin, dass bestimmte Lithiumsalze sowohl vorbeugende als auch therapeutische Effekte haben könnten. Lithium im Gehirn – Physiologische Rolle und Veränderungen bei Alzheimer Lithium ist vor allem als Wirkstoff gegen bipolare Störungen bekannt, ...

Metabolomik: Dein individueller Weg zu mehr Gesundheit! Blog#218

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Viele Menschen investieren bewusst in ihre Gesundheit – sie achten auf eine ausgewogene Ernährung, bewegen sich regelmäßig und führen ein diszipliniertes Leben. Und doch bleiben häufig Müdigkeit, hartnäckiges Übergewicht oder das Gefühl zurück, dass der eigene Körper aus dem Gleichgewicht geraten ist. Diäten, die bei anderen scheinbar mühelos wirken, zeigen bei ihnen keine Wirkung. Das ist kein persönliches Versagen – sondern Ausdruck einer grundlegenden biologischen Realität: Jeder Mensch ist biochemisch einzigartig. Universallösungen greifen daher zu kurz! Was aber, wenn du einen direkten Blick in die biochemische Steuerzentrale deines Körpers werfen könntest – um zu erkennen, welche Prozesse aus dem Takt geraten sind? Genau das ermöglicht eine junge, hochpräzise Wissenschaft: die Metabolomik. Sie liefert nicht bloß allgemeine Empfehlungen, sondern fundierte, datengestützte Einsichten – und damit den Schlüssel zu einer individuell abgestimmten Gesundheitsstrategie. Was ist das Metabo...

Moderne Methoden in der Antiinfektivaforschung: Entdeckung von Mandimycin und Lariocidin. Blog#217

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Die zunehmende Bedrohung durch multiresistente Erreger erfordert neue Ansätze in der Entwicklung antimikrobieller Wirkstoffe, also Substanzen, die Bakterien, Pilze oder andere Mikroorganismen hemmen oder abtöten. Die aktuellen Entdeckungen von Mandimycin und Lariocidin zeigen, wie moderne Genomik, Künstliche Intelligenz und synthetische Biologie die Suche nach neuartigen Antibiotika und Antimykotika vorantreiben. Herausforderungen und technologische Fortschritte bei der Entdeckung neuer Antiinfektiva Seit der Entdeckung des Penicillins 1928 war die Suche nach neuen Antibiotika und Antimykotika – also Wirkstoffe, die gezielt Bakterien (Antibiotika) oder Pilze (Antimykotika) bekämpfen – ein zentrales Anliegen der medizinischen Forschung. Antibiotika werden zur Behandlung schwerer bakterieller Infektionen wie Lungenentzündung, Sepsis, Tuberkulose oder bakterieller Meningitis eingesetzt. Antimykotika kommen insbesondere bei systemischen Pilzinfektionen zum Einsatz, wie sie etwa bei immunge...