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Nachblutung ohne erkennbaren Grund? Wann eine Gerinnungsstörung vorliegen könnte. Blog#216

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Nach einem kleineren medizinischen Eingriff, etwa beim Zahnarzt, beim Hautarzt oder nach einer Polypenentfernung, scheint zunächst alles unproblematisch. Mitunter kommt es jedoch, oft erst Stunden oder Tage später, zu erneutem Bluten an der behandelten Stelle – und das, obwohl alle gängigen Gerinnungslaborwerte (wie Thrombozytenzahl, Quick/INR, aPTT) unauffällig waren.  Solche Fälle sind keineswegs selten. Blutungen trotz unauffälliger Standardwerte könnten auf Störungen in Teilen der Blutgerinnung hindeuten, die von routinemäßigen Tests nicht erfasst werden. Die Thrombozytenzahl liefert Informationen über die Menge der Blutplättchen, Quick/INR misst die Geschwindigkeit der Gerinnung nach äußeren Verletzungen (extrinsisches System), aPTT erfasst das intrinsische System, das bei inneren Verletzungen aktiviert wird. Was dabei jedoch ausgeklammert wird, sind beispielsweise Funktionsstörungen der Thrombozyten selbst, Veränderungen des von-Willebrand-Faktors oder Probleme beim Abbau von...

Wirkungsverstärker in der Arzneimittelforschung: Protektor- und Booster-Konzepte. Blog#215

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Arzneimittelresistenzen, enzymatischer Wirkstoffabbau und eingeschränkte Bioverfügbarkeit zählen zu den großen Herausforderungen der heutigen Medizin. Eine besonders innovative Lösung liefert die Anwendung von Boostern und Protektoren . Diese Begleitstoffe machen Medikamente wirksamer, sicherer und langlebiger – und gewinnen damit in der pharmazeutischen Forschung rasant an Bedeutung. Was sind Booster und Protektoren? Booster und Protektoren sind keine eigenständigen Wirkstoffe, sondern Unterstützer: Protektoren schützen den Hauptwirkstoff vor dem Abbau durch äußere Angriffe, indem sie zum Beispiel inaktivierende Enzyme blockieren. Booster hemmen Abbauwege oder Transportmechanismen im menschlichen Körper, wodurch die Wirkstoffkonzentration im Blut ansteigt und länger erhalten bleibt. Beide Prinzipien folgen einer gemeinsamen Idee: Die Therapie wirksamer zu machen, ohne neue Wirkstoffe entwickeln zu müssen. Trotz ähnlichem Endeffekt werden Protektoren und Booster aufgrund unterschiedl...

Hexastickstoff (N₆): Ein Meilenstein in der Stickstoffchemie und eine der energiereichsten bekannten Substanzen. Blog#214

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Molekularer Stickstoff (N₂) ist unter Normalbedingungen extrem stabil. Er macht rund 78% der Erdatmosphäre aus und gilt als chemisch weitgehend inert – eine Folge seiner kurzen, dreifach-gebundenen Zweierstruktur mit sehr hoher Bindungsenergie. Die Vorstellung, größere rein stickstoffhaltige Moleküle – sogenannte Polystickstoff-Verbindungen – synthetisch herzustellen, begleitet die anorganische Chemie seit Jahrzehnten. Solche Moleküle wären potenziell hochexplosiv, da ihr Zerfall ausschließlich zu N₂ führen und dabei sehr viel Energie freisetzen würde. Lange war die Existenz neutraler Stickstoffmoleküle mit mehr als zwei Atomen nur theoretisch vorhergesagt – zu instabil, zu schwer handhabbar. Nun ist einem Forschungsteam der Justus-Liebig-Universität Gießen erstmals der Nachweis und die Isolierung von Hexastickstoff (N₆) gelungen – ein lineares Molekül aus sechs Stickstoffatomen ( LINK ). Damit wurde ein seit Langem verfolgtes Ziel erreicht – und das öffnet neue Türen in der Stickstoff...

Anleihenstrategie in der Entnahmephase: Stabilität und Flexibilität für den Ruhestand. Blog#213

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Mit Beginn der Entnahmephase ändert sich der Fokus vieler Anleger: Statt Vermögen anzusparen, geht es nun darum, das Ersparte planvoll zu nutzen. Im Mittelpunkt stehen finanzielle Stabilität, verlässliche Auszahlungen und der Erhalt des Kapitals – nicht mehr maximales Wachstum. Anleihen übernehmen dabei eine zentrale Rolle. Während mein aktuelles Portfolio fast ausschließlich aus global diversifizierten Aktien-ETFs besteht, plane ich für die Entnahmephase eine Umschichtung: Etwa 80 % bleiben in Aktien-ETFs, rund 20 % werden als Sicherheitsbaustein in Anleihen und Geldmarktfonds investiert. Diese Komponente soll kurzfristige Schwankungen abfedern, regelmäßige Erträge liefern und in turbulenten Marktphasen den Kapitalerhalt unterstützen. Die geringe Volatilität und – oft – die negative Korrelation zu Aktien machen Anleihen attraktiv. Ziel ist nicht eine überdurchschnittliche Rendite, sondern zumindest ein Ausgleich der Inflation – wobei dies nicht garantiert werden kann. Eine jährliche Ü...

Mentale Modelle: Werkzeuge für klares Denken und bessere Entscheidungen. Blog#212

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Warum behalten manche Menschen selbst in turbulenten Situationen den Überblick und treffen dennoch zielsicher fundierte Entscheidungen? Ein wesentlicher Grund liegt in ihrem bewussten Einsatz mentaler Modelle – gedanklicher Werkzeuge, die helfen, Informationen zu strukturieren, Prioritäten zu erkennen und den Blick auf das Wesentliche zu lenken. Stell dir diese Modelle wie einen gut sortierten Werkzeugkoffer vor: Jedes Werkzeug erfüllt eine klare Funktion – sei es beim Einordnen von Daten, Prüfen von Hypothesen oder nüchternen Abwägen von Handlungsoptionen. Ob bei strategischen Projekten, finanziellen Entscheidungen oder alltäglichen Herausforderungen – mentale Modelle bringen Ordnung ins Denken. “I believe in the discipline of mastering the best of what other people have figured out.” (Charlie Munger) Die Welt entschlüsseln: Perspektivenvielfalt durch mentale Modelle Mentale Modelle sind vereinfachte Abbilder der Realität. Sie helfen, neue Situationen mithilfe vorhandenen Wissens schn...

Fremanezumab bei Migräne und Depression: Klinische Ergebnisse, Potenziale und Limitationen. Blog#211

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Migräne ist eine chronische, komplexe neurologische Erkrankung, die das Leben von Millionen Menschen weltweit erheblich beeinträchtigen kann. Besonders schwierig wird die Situation, wenn zusätzlich eine Depression auftritt. Diese Kombination ist häufig und stellt sowohl Patienten als auch Ärzte vor besondere Herausforderungen. In den letzten Jahren hat die Migränetherapie durch den Einsatz monoklonaler Antikörper, die gezielt in pathophysiologische Prozesse eingreifen, wesentliche Fortschritte gemacht. Einer dieser Wirkstoffe ist Fremanezumab, ein Antikörper gegen das Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP), der zur Prophylaxe von Migräne eingesetzt wird. Es stellte sich nun die Frage, ob Fremanezumab auch depressive Symptome beeinflussen kann. Migräne und Depression: Häufige Komorbidität Migräne und Depression treten oft gemeinsam auf. Studien zeigen, dass Menschen mit Migräne ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für depressive Erkrankungen haben. Auch umgekehrt ist das Migränerisiko...

Die Zukunft der Künstlichen Intelligenz – Warnungen und Perspektiven von Geoffrey Hinton. Blog#210

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Im Moment wird in meinem Freundeskreis häufig über die Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz diskutiert – über ihren aktuellen Nutzen, ihr zukünftiges Potenzial und die damit verbundenen Risiken. Vor diesem Hintergrund ist ein aktuelles Interview mit Geoffrey Hinton von besonderem Interesse. Hinton, einer der bedeutendsten Pioniere der modernen KI-Forschung und häufig als „Godfather of AI“ bezeichnet, äußert sich darin differenziert zu den Chancen und Gefahren fortgeschrittener KI.  In dem 1,5-stündigen englischsprachigen YouTube-Interview ( Link ) spricht er über das Missbrauchspotenzial heutiger Systeme, mögliche Kontrollverluste und die weitreichenden gesellschaftlichen Folgen. Geoffrey Hinton ist einer der Vordenker der neuronalen Netze und hat zentrale Grundlagen für das heutige Deep Learning gelegt. Für seine bahnbrechenden Arbeiten wurde er u. a. mit dem Nobelpreis für Physik 2024 (zusammen mit John J. Hopfield) und dem Turing Award 2018 ausgezeichnet.  H...

Krisensicher investieren: Welche Vermögenswerte sich in 125 Jahren bewährt haben. Blog#209

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Krisen sind ein wiederkehrendes Phänomen in der Wirtschaftsgeschichte – von Hyperinflation und Deflation über Währungsreformen bis hin zu Finanzkrisen und Pandemien. Für Privatanleger stellt sich daher immer wieder die Frage: Welche Vermögenswerte überstehen stürmische Zeiten am besten? Die deutsche Wirtschaftsgeschichte der letzten 125 Jahre bietet eine gute Datengrundlage, um diese Frage zu beantworten. Untersuchte Vermögenswerte und Methodik Die Analyse basiert auf sieben Krisen der deutschen Wirtschaftsgeschichte seit 1900.  Hyperinflation 1922/23 Weltwirtschaftskrise 1929–1932 Zerstörung & Währungsreform 1945–1948 Ölkrisen & Stagflation 1973–1982 Wiedervereinigung & Rezession 1990–1993 Globale Finanzkrise 2008–2009 COVID-19-Schock & Energiepreiskrise 2020–2023 Folgende Anlageklassen wurden untersucht: Bargeld und Geldmarktanlagen Staats- und Unternehmensanleihen Global gestreute Aktienportfolios Gold Wohnimmobilien Im Fokus stand die reale Wertentwicklung (infl...

Währungsabsicherung bei US-lastigen Aktien-ETFs: Lohnt sich das? Blog#208

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Die anhaltende Schwäche des US-Dollars gegenüber dem Euro stellt viele deutsche Anleger vor eine strategische Frage: Sollte man sein Investment gegen Wechselkursverluste absichern? Seit Januar 2025 hat der Dollar über 12 % an Wert verloren – eine Entwicklung, die die in Euro umgerechnete Rendite vieler globaler Aktien-ETFs erheblich schmälert. Besonders betroffen sind dabei Produkte mit hohem US-Anteil wie der MSCI World (71 % USA) oder der MSCI ACWI (63 % USA). Vor diesem Hintergrund werden währungsgesicherte Aktien-ETFs zunehmend empfohlen. Doch lohnt sich das für Privatanleger tatsächlich? Im Folgenden werden die Vor- und Nachteile einer Währungsabsicherung gegenüber dem US-Dollar beleuchtet. Die aktuelle Marktsituation und kurzfristige Effekte Die US-Währung steht unter Druck – wirtschaftspolitische Unsicherheiten und geldpolitische Maßnahmen belasten den Dollar. Für europäische Anleger hat dies spürbare Folgen: Performance in 2025 (YTD 2025): Im Jahr 2025 erzielte der ungesicherte...

Goldschmuck: Einblicke in die Welt des edelsten Metalls. Blog#207

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Gold fasziniert die Menschheit seit Jahrtausenden – als Symbol für Reichtum, Macht und ewige Liebe. Ob Ring, Kette oder Armband: Reines Gold ist selten, im Schmuck steckt meist eine Legierung aus Gold und anderen Metallen. Doch was macht Gold so besonders, warum gibt es verschiedene Goldfarben, und worauf solltest du beim Kauf achten? Die Faszination Gold: Geschichte und Eigenschaften Schon vor über 6.000 Jahren wurde Gold verarbeitet, wie Funde aus Warna (Bulgarien) zeigen. Gold kommt in der Natur oft in reiner, gediegener Form vor und musste nicht wie andere Metalle mühsam aus Erzen gewonnen werden. Seine unverwechselbare gelbe Farbe und die Beständigkeit gegen Luft, Wasser und viele Chemikalien machten es zum Symbol für Unvergänglichkeit und göttliche Macht. Gold oxidiert nicht, läuft nicht an und behält seinen Glanz – Schmuckstücke aus dem alten Ägypten glänzen noch heute. Chemie und Werkstoffkunde: Was macht Gold einzigartig? Gold (Symbol: Au, Ordnungszahl 79) gehört zu den Edelme...