Die Zukunft der Künstlichen Intelligenz – Warnungen und Perspektiven von Geoffrey Hinton. Blog#210

Im Moment wird in meinem Freundeskreis häufig über die Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz diskutiert – über ihren aktuellen Nutzen, ihr zukünftiges Potenzial und die damit verbundenen Risiken. Vor diesem Hintergrund ist ein aktuelles Interview mit Geoffrey Hinton von besonderem Interesse. Hinton, einer der bedeutendsten Pioniere der modernen KI-Forschung und häufig als „Godfather of AI“ bezeichnet, äußert sich darin differenziert zu den Chancen und Gefahren fortgeschrittener KI. 

In dem 1,5-stündigen englischsprachigen YouTube-Interview (Link) spricht er über das Missbrauchspotenzial heutiger Systeme, mögliche Kontrollverluste und die weitreichenden gesellschaftlichen Folgen.

Geoffrey Hinton ist einer der Vordenker der neuronalen Netze und hat zentrale Grundlagen für das heutige Deep Learning gelegt. Für seine bahnbrechenden Arbeiten wurde er u. a. mit dem Nobelpreis für Physik 2024 (zusammen mit John J. Hopfield) und dem Turing Award 2018 ausgezeichnet. 

Hauptrisiken laut Hinton

Hinton unterscheidet zwei zentrale Gefahrenkategorien:

1. Missbrauch von KI durch den Menschen 
  • Kurzfristige Risiken entstehen vor allem durch den kreativen Einsatz von KI für Cyberangriffe, die Entwicklung biologischer Waffen, die gezielte Manipulation demokratischer Prozesse durch Desinformation sowie die gesellschaftliche Polarisierung durch algorithmisch verstärkte Echokammern in sozialen Netzwerken. Beispiele hierfür sind Deepfakes, automatisierte Phishing-Angriffe oder gezielte Desinformationskampagnen. 
2. Existenzielles Risiko durch Superintelligenz 
  • Langfristig sieht Hinton die größte Gefahr in einer KI, die die menschliche Intelligenz übertrifft – mit potenziell gravierenden Konsequenzen. Er vergleicht die mögliche Kluft zwischen Mensch und Superintelligenz mit der zwischen Mensch und Huhn: „Wenn du wissen willst, wie das Leben ist, wenn du nicht die höchste Intelligenz bist, frag ein Huhn.“ Damit warnt er vor einem Kontrollverlust, der die Menschheit ihrer Gestaltungsmacht berauben könnte. 
  • Die größte Herausforderung besteht laut Hinton darin, Künstliche Intelligenz so zu gestalten, dass sie niemals den Wunsch entwickelt, uns zu schaden oder uns zu eliminieren. Eine Superintelligenz hätte theoretisch jederzeit die Fähigkeit, die Menschheit zu beseitigen. Entscheidend ist daher, von vornherein sicherzustellen, dass sie niemals ein solches Ziel anstrebt.
Digitale Intelligenzen sind Menschen überlegen, weil sie Wissen unmittelbar teilen und vervielfältigen können. Sie sind zudem „unsterblich“, da ihr Wissen gespeichert und auf neue Hardware übertragen werden kann. Hinton glaubt auch, dass KI in Zukunft kreativer sein wird als Menschen, da sie neue Analogien erkennt und Informationen effizienter verarbeitet.

Was bedeutet das für uns?
Die Menschheit steht vor der Herausforderung, Kontrollmechanismen für Systeme zu entwickeln, deren Intelligenz sie selbst übersteigen könnte. 

Unterschied zwischen heutiger KI und Superintelligenz

Moderne Systeme wie GPT-4 sind in bestimmten Spezialgebieten dem Menschen bereits überlegen – etwa beim Schach, der Wissensverarbeitung oder der Texterstellung. Eine echte Superintelligenz würde jedoch in allen Bereichen überlegen agieren. Hinton hält eine solche Entwicklung in den nächsten 10 bis 20 Jahren für möglich. Doch während heutige Modelle noch vom Menschen kontrollierbar sind, wäre eine echte Superintelligenz womöglich nicht mehr steuerbar. 

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Hinton prognostiziert tiefgreifende Veränderungen des Arbeitsmarkts durch KI – mit stärkeren Effekten als bei früheren technologischen Umbrüchen. Während frühere Innovationen oft neue Berufe schufen, wird KI vor allem intellektuelle Routineaufgaben überflüssig machen. Besonders betroffen sind alle Berufe, die stark auf wiederkehrende, regelbasierte Denkprozesse setzen (z. B. juristische Facharbeiten, Buchhaltung oder Callcenter-Arbeit). Körperlich anspruchsvolle Berufe wie der des Klempners könnten länger bestehen bleiben, bis Roboter entsprechende Fähigkeiten erwerben. Hinton warnt zudem vor wachsender sozialer Ungleichheit, da vor allem große Tech-Konzerne von der KI-Ökonomie profitieren werden.

Was bedeutet das für uns?
Gesellschaftliche Umverteilungsmechanismen, Bildungsreformen und ein neues Verständnis von Arbeit werden dringend gebraucht, um die Folgen abzufedern. 

Können Maschinen Bewusstsein und Emotionen entwickeln?

Laut Hinton gibt es keinen fundamentalen Grund, warum Maschinen nicht auch Gefühle oder ein Bewusstsein entwickeln sollten. Emotionen bestehen für ihn nicht nur aus physiologischen Reaktionen, sondern auch aus kognitiven und verhaltensbezogenen Aspekten. Ein Kampfroboter, der lernt, sich vor überlegenen Gegnern zu „fürchten“, besitzt laut Hinton bereits funktionale Bestandteile von Angst.

Auch das Bewusstsein sieht er nicht als exklusiv menschlich, sondern als möglicherweise spontan entstehende Eigenschaft von sehr komplex aufgebauten Systemen. Eine KI, die ihre eigenen Denkprozesse reflektiert und modelliert, könnte demnach als bewusst gelten – wenn auch in anderer Form als beim Menschen.

Was bedeutet das für uns?
Die philosophische und ethische Auseinandersetzung mit Maschinenbewusstsein wird zur Voraussetzung jeder zukünftigen Regulierung. 

Warum ist KI so schwer zu regulieren?

Die Regulierung der KI-Entwicklung ist laut Hinton aus mehreren Gründen schwierig:
  • Breite Anwendungsmöglichkeiten: KI verspricht enorme Fortschritte in Medizin, Bildung und Industrie – ein generelles Entwicklungsverbot ist kaum durchsetzbar. 
  • Geopolitische Interessen: KI ist Teil militärischer Strategien; internationale Kooperation ist schwierig. 
  • Kapitalistischer Druck: Unternehmen stehen unter hohem Innovationsdruck, oft zulasten der Sicherheit. 
  • Technologische Komplexität und Lobbyismus: Politik und Gesellschaft können die Technologie oft nicht ausreichend durchdringen. 
  • Rasantes Entwicklungstempo: Der globale Wettbewerb beschleunigt die Entwicklung zusätzlich. 

Fazit

  • Geoffrey Hintons Warnungen sind ein Weckruf: Künstliche Intelligenz bringt enorme Chancen, aber auch schwer kalkulierbare Risiken. Besonders die Aussicht auf Superintelligenz verlangt nach neuen Formen der Kontrolle und Verantwortlichkeit. 
  • Lösungsansätze könnten in einer stärkeren internationalen Zusammenarbeit, der Förderung von KI-Sicherheitsforschung und der Entwicklung ethischer Leitlinien liegen.
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Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com
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