Azelastin – mögliche Schutzwirkung eines bekannten Nasensprays gegen SARS-CoV-2. Blog#228

Eine aktuelle Studie der Universität des Saarlands, veröffentlicht im renommierten Fachjournal JAMA Internal Medicine (Journal der American Medical Association), liefert überraschende Hinweise: Das seit Jahren bewährte Antihistaminikum Azelastin, bekannt als Nasenspray gegen Heuschnupfen, könnte auch vor Infektionen mit SARS-CoV-2 schützen (LINK).

In der randomisierten, doppelt verblindeten und placebokontrollierten Phase-2-Studie zeigte sich, dass Azelastin möglicherweise bereits in der Nasenschleimhaut – also an der Eintrittspforte des Virus – wirksam wird. Sollte sich dieser Effekt in größeren Untersuchungen bestätigen, könnte ein frei erhältliches Nasenspray künftig eine einfache und gut verträgliche Möglichkeit bieten, virale Atemwegsinfektionen vorzubeugen.

Bekannter Wirkstoff mit neuer Perspektive

Azelastin blockiert Histaminrezeptoren und lindert typische Allergiesymptome wie Niesen, Juckreiz und verstopfte Nase. Präklinische Untersuchungen zeigten in den letzten Jahren zusätzlich Hinweise auf antivirale Effekte gegen SARS‑CoV‑2, Influenza- und Rhinoviren. Diese Ergebnisse führten zu ersten klinischen Tests am Menschen.

Die CONTAIN‑Studie

In der Studie verwendeten 450 gesunde Erwachsene über 56 Tage dreimal täglich entweder ein 0,1 %iges Azelastin‑Nasenspray oder ein Placebo. SARS‑CoV‑2‑Infektionen wurden per PCR-Test oder Antigentest erfasst und traten bei 2,2 % der Azelastin‑Gruppe und bei 6,7 % der Placebo‑Gruppe auf. Dies entspricht einer relativen Risikoreduktion von rund zwei Dritteln und einer absoluten Risikoreduktion von 4,5 %. 
Symptomatische COVID‑19‑Verläufe waren ebenfalls seltener, und die mittlere Zeit bis zur Infektion verlängerte sich von 19 Tagen (Placebo) auf 31 Tage (Azelastin). Auch die Häufigkeit anderer respiratorischer Infektionen, insbesondere durch Rhinoviren, war reduziert. Nebenwirkungen wie bitterer Geschmack oder leichte Nasenblutungen traten selten und nicht schwerwiegend auf.

Mögliche Wirkmechanismen

Labor- und Computermodelle deuten darauf hin, dass Azelastin an mehreren Punkten in den Infektionsprozess von SARS-CoV-2 eingreifen könnte. Der Wirkstoff scheint die Anheftung des Virus an die ACE2-Rezeptoren der Nasenschleimhaut zu erschweren – das sind die Andockstellen, über die das Virus in Körperzellen eindringt. Außerdem hemmt Azelastin offenbar die Hauptprotease (Mpro) des Virus, ein Enzym, das für dessen Vermehrung notwendig ist. Zusätzlich beeinflusst es den Sigma-1-Rezeptor, der an der Virusvermehrung im Inneren der Zelle beteiligt sein kann, und senkt die Bildung von ICAM-1 (Intercellular Adhesion Molecule-1), einem Molekül, das Entzündungsreaktionen in der Nasenschleimhaut verstärkt. Diese Effekte wurden allerdings bislang nur in Labor- und Computermodellen beobachtet; ob sie auch beim Menschen eine messbare Schutzwirkung entfalten, müssen größere klinische Studien erst zeigen.

Fazit

  • Sollten künftige Phase‑3‑Studien diese Ergebnisse reproduzieren, könnte Azelastin als kostengünstiger, leicht anwendbarer und sicherer Kandidat für die Prävention von Atemwegsinfektionen in bestimmten Situationen dienen – etwa bei hoher Viruszirkulation, auf Reisen oder in medizinischen Einrichtungen. 
  • Die bisher beobachtete Schutzwirkung beruhte auf einer regelmäßigen Anwendung über 56 Tage. Ob auch eine kurzfristige oder situative Nutzung vergleichbare Effekte erzielt, ist bislang nicht bekannt. Künftige Studien sollten daher klären, ob eine gleichmäßige Wirkstoffkonzentration in der Nasenschleimhaut tatsächlich Voraussetzung für einen nachhaltigen Präventionseffekt ist.
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Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com
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