Anleihen im Ruhestand: Stabilität und Ertrag mit System. Blog#195
Mit dem Eintritt in den Ruhestand verschieben sich die Prioritäten vieler Anleger: Kapitalerhalt, planbare Erträge und ein ausgewogenes Risikoprofil rücken in den Vordergrund. Anleihen – oft als „sicherer Hafen“ bezeichnet – gelten traditionell als zentrales Element konservativer Anlagestrategien.
Wichtige Begriffe:
Empfehlung für Ruheständler: Fokus auf Euro-Anleihen mit kurzer bis mittlerer Laufzeit und hoher Bonität.
Dieser Beitrag zeigt kompakt, worauf Privatanleger im Ruhestand achten sollten – etwa, warum ein zu hoher Anteil langlaufender Anleihen in Phasen steigender Zinsen zu empfindlichen Verlusten führen kann, selbst wenn die Bonität stimmt – und wie sich Anleihen gezielt zur Stabilisierung des Portfolios einsetzen lassen.
Grundlagen: Was sind Anleihen?
Anleihen sind festverzinsliche Wertpapiere, mit denen Staaten, Unternehmen oder Banken Kapital am Markt aufnehmen. Der Anleger stellt dem Emittenten für eine festgelegte Laufzeit einen Kredit zur Verfügung und erhält im Gegenzug regelmäßige Zinszahlungen (Kupon) sowie am Laufzeitende die Rückzahlung des Nennwerts. Im Gegensatz zu Aktien wird der Anleger nicht zum Miteigentümer, sondern bleibt Gläubiger – mit vorrangigen Ansprüchen im Insolvenzfall.Wichtige Begriffe:
- Nennwert: Betrag, den der Emittent am Ende zurückzahlt
- Kupon: Festgelegte jährliche Zinszahlung
- Kurs: Marktpreis der Anleihe (in % des Nennwerts)
- Rendite: Effektivverzinsung unter Berücksichtigung von Kupon, Kurs und Restlaufzeit
- Stückzinsen: Aufgelaufene Zinsen, die beim Kauf zusätzlich gezahlt werden
Bonitätsratings – warum sie für Ruheständler wichtig sind
Die Bewertung der Kreditwürdigkeit eines Emittenten ist für Ruheständler besonders wichtig, da sie eng mit dem Risiko eines Kapitalverlusts verbunden ist. Ratingagenturen (z. B. Moody’s, S&P, Fitch) vergeben Bonitätsnoten von AAA (höchste Sicherheit) bis D (Zahlungsausfall). Anleihen mit Investment Grade (mindestens BBB-/Baa3) gelten als solide und sind für sicherheitsorientierte Anleger gut geeignet, während High-Yield-Anleihen deutlich riskanter sind.Hauptformen von Anleihen
- Staatsanleihen: Höchste Sicherheit bei Top-Rating-Staaten (z. B. Deutschland)
- Unternehmensanleihen: Höhere Kupons, aber auch Bonitätsrisiken
- Pfandbriefe: Sehr hohe Sicherheit, da durch Immobilienforderungen besichert
- Zerobonds: Keine laufenden Zinsen, dafür Rückzahlung über dem Kaufkurs
- Inflationsindexierte Anleihen: Schutz vor Kaufkraftverlust
- Floater: Variabler Zinssatz, gekoppelt an Referenzzinsen
- Staatsanleihen: Hohe Sicherheit, planbare Erträge, geringe Volatilität. Hauptgefahr: Zinsänderungsrisiko.
- Unternehmensanleihen: Höhere Erträge, aber Ausfallrisiken. Beispiel: Eine BBB-Anleihe hat eine 10-Jahres-Ausfallwahrscheinlichkeit von 4,5 %, CCC sogar über 60 %.
- Pfandbriefe: Sehr sicher, etwas höhere Kupons als Bundesanleihen. Historisch keine Ausfälle in Deutschland.
- Zerobonds: Für Ruheständler meist ungeeignet wegen fehlender laufender Erträge
- Inflationsindexierte Anleihen: Schutz vor Kaufkraftverlust, aber oft komplizierte Besteuerung
Risiken
- Zinsänderungsrisiko: Besonders bei langen Laufzeiten
- Währungsrisiko: Wechselkursschwankungen bei Fremdwährungsanleihen
- Liquiditätsrisiko: Geringe Handelbarkeit einzelner Anleihen kann zu Preisabschlägen führen
Aktuelle Marktsituation (Stand Juni 2025)
Hinweis: Steuerliche Aspekte und ETF-Lösungen mit vergleichbaren Profilen sollten stets mitbedacht werden.Laufzeiten und Währungen gezielt steuern
- Kurzläufer (bis 3 Jahre): Geringes Kursrisiko, hohe Flexibilität
- Mittelfristig (3–7 Jahre): Guter Kompromiss
- Langläufer (10–30 Jahre): Höhere Zinsen, aber hohe Zinssensitivität
Empfehlung für Ruheständler: Fokus auf Euro-Anleihen mit kurzer bis mittlerer Laufzeit und hoher Bonität.
Zinsänderungsrisiko verstehen
Die Verzinsung 10-jähriger Bundesanleihen lag in den 1980ern über 10 %, 2020 bei –0,9 %. Wer 2021 eine 10-jährige Anleihe mit 0 % Kupon zu 100 % kaufte, musste bei einem Zinsanstieg auf 2,5 % im Jahr 2023 rund 20 % Kursverlust hinnehmen.Tipp: Halte bis zur Fälligkeit oder nutze gestaffelte Laufzeiten (Bond Ladder).
Wie und wo Anleihen kaufen?
- Direktbanken und Neo-Broker: Günstige Ordergebühren (0–10 €), einfache Abwicklung
- Börsenplätze: Stuttgart, gettex, Tradegate
- Anleihen-ETFs: Breite Streuung, niedrige Kosten (TER 0,05–0,2 %)
6 Praktische Hinweise für Ruheständler
- Steuern: Abgeltungsteuer: 25 % auf Zinsen und Gewinne. Nutze Sparerpauschbetrag. Stückzinsen sind absetzbar.
- Liquidität: Bevorzuge liquide Titel wie Bundesanleihen. Halte idealerweise bis zur Fälligkeit.
- Diversifikation: Breit streuen nach Emittenten, Laufzeiten, ggf. Währungen. ETFs helfen.
- Portfolio-Rolle: Anleihen dämpfen Schwankungen, liefern planbare Erträge und sichern Entnahmen ab.
- Inflationsschutz: Inflationsindexierte Anleihen oder kurzlaufende Floater als Alternativen.
Fazit und Ausblick
Anleihen können ein wichtiger Pfeiler der Ruhestandsfinanzierung sein. Sie bieten Stabilität, planbare Erträge und Inflationsschutz – wenn sie klug ausgewählt werden. Die 4 Erfolgsfaktoren:- Setze auf bonitätsstarke Emittenten
- Begrenze Zinsrisiken durch kürzere Laufzeiten
- Nutze ETFs für Diversifikation und Komfort
- Kontrolliere Kosten durch smarte Brokerwahl
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Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com
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