Gehebelte Aktien-ETFs: Chancen, Risiken und optimaler Hebelfaktor! Blog#181

Dieser kompakte Überblick vermittelt aktiven Privatanlegern einen ersten Einblick in Funktionsweise, Potenziale, Risiken und den historisch optimalen Hebelfaktor gehebelter Aktien‑ETFs – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. 

Funktionsweise und regulatorischer Rahmen

Gehebelte Aktien‑ETFs (Exchange Traded Funds) verstärken die tägliche Wertentwicklung eines Basisindex mit einem festen Faktor (meist 2x oder 3x). Liegt die Indexänderung an einem Handelstag bei +1 %, steigt ein 2x-ETF um +2 %; bei –1 % fällt er um –2 %.

Die Hebelwirkung entsteht durch den Einsatz von Derivaten (Futures, Swaps) und wird durch hinterlegte Sicherheiten (Collateral) abgesichert. Wichtig: Der Hebel bezieht sich stets auf die tägliche Performance. Über längere Zeiträume können Volatilitätseffekte (Volatility Drag) die theoretische Hebelrendite merklich verfälschen - Details dazu weiter unten.

In Europa sind gehebelte ETFs in der Regel UCITS‑konform – sie unterliegen strengen Anlegerschutzvorgaben und dürfen meist nur einen 2x-Hebel einsetzen. Höhere Hebelfaktoren (z. B. 3x) werden häufig als synthetische ETCs/ETNs angeboten und weisen zusätzliche Kontrahenten- sowie Emittentenrisiken auf. 

Chancen: Wann können gehebelte ETFs sinnvoll sein?

  • Überproportionale Gewinne bei klaren Trends: In starken Aufwärtstrends ermöglichen sie höhere Renditen als klassische Indexfonds. 
  • Begrenztes Verlustrisiko: Im Gegensatz zu gehebelten Direktinvestments mit Nachschusspflicht ist das Verlustrisiko auf das eingesetzte Kapital beschränkt. Anleger können maximal den investierten Betrag verlieren, eine Nachschusspflicht besteht nicht.
  • Einfache Umsetzung: Hebelstrategien sind ohne komplexe Kreditverträge oder detaillierte Derivate-Kenntnisse zugänglich. 
  • Kosteneffizienz: Die Finanzierungskosten sind in der TER enthalten und oft niedriger als selbstkonstruierte Hebelstrategien. 
  • Taktische Flexibilität: Ideal für kurzfristige Trades, taktische Umschichtungen oder Hedging. 

Risiken: Worauf Anleger achten müssen

  • Überproportionales Verlustrisiko: Verluste fallen in Baissephasen stärker aus – bis hin zum Totalverlust. 
  • Volatility Drag & Pfadabhängigkeit: Da sich der Hebel täglich neu kalibriert, kann bei volatilen Märkten die tatsächliche Performance langfristig deutlich hinter der einfachen Hebelarithmetik zurückbleiben. Dieser Effekt, auch Volatility Drag genannt, schmälert die Rendite über die Zeit.
    • Beispiel: Ein Index steigt an Tag 1 um 10 % (von 100 auf 110) und fällt an Tag 2 um 9,09 % (zurück auf 100). Ein 2x-ETF würde an Tag 1 um 20 % steigen (auf 120) und an Tag 2 um 18,18 % fallen – auf 98,18. Obwohl der Index seinen Ausgangswert erreicht hat, hat der ETF 1,82 % verloren! Der gehebelte ETF verliert trotz unverändertem Indexwert, weil prozentuale Gewinne und Verluste asymmetrisch wirken:
      - Ein Verlust erfordert einen höheren prozentualen Gewinn zum Ausgleich.
      - Der Hebel verstärkt diese Asymmetrie täglich.
  • Höhere Drawdowns: In Krisenzeiten brechen gehebelte ETFs deutlicher ein; Erholungsphasen dauern länger. 
  • Erhöhte Kosten (TER): Typischerweise 0,4 %–0,6 % p.a. vs. 0,1 %–0,2 % p.a. bei klassischen ETFs. 
  • Versteckte Gebühren: Swap- oder Derivatekosten werden oft nicht transparent ausgewiesen und spiegeln sich indirekt in einer niedrigeren Performance wider. Studien zeigen versteckte Kosten von 3,88 % p.a. (2x gehebelt) bzw. 7,56 % p.a. (3x gehebelt) auf den S&P 500 (LINK).
  • Begrenzte Diversifikation: Auswahl ist meist auf große US-Indizes oder einzelne Sektoren beschränkt. 
  • Liquiditäts‑/Spreadrisiken: Gering gehandelte Produkte haben höhere Spreads. 
  • Kontrahentenrisiko: Bei synthetischer Replikation droht Ausfallrisiko der Swap-Gegenpartei. 

Die Suche nach dem optimalen Hebel

Eine historische Analyse (1970–heute) verschiedener gehebelter S&P 500‑ETFs zeigt (LINK):
  • Performance: 3x-Hebel erzielt langfristig die höchste Rendite, gefolgt von 2x und 4x; 1x und 5x schneiden deutlich schlechter ab. 
  • Mittlere Rendite: Theoretisches Maximum bei Hebel 3. 
  • Drawdowns: Mit steigendem Hebel nehmen maximale Verluste deutlich zu. 
  • Erfolgswahrscheinlichkeit: 
    • 2×-ETFs: Durchschnittlich +4 % p.a. Outperformance; 5‑Jahreschance ~69 %, steigend mit längerer Laufzeit. 
    • 3x-ETFs: Durchschnittlich +5,7 % p.a.; erfordern längere Haltezeiten für vergleichbare Erfolgschancen. 
    • Für 90 % Sicherheit sind 18 Jahre (2x) bzw. 23 Jahre (3x) notwendig (Drawdowns: –70 % bzw. –90 %). 

Beispiele für Produkte

  • Amundi ETF Leveraged MSCI USA Daily (2x) 
  • Lyxor Daily Leveraged S&P 500 (2x) 
  • WisdomTree S&P 500 3x Daily Leveraged ETF 
  • Xtrackers ShortDAX Daily Swap (Inverse, –1x) 
  • Direxion Daily Technology Bull 3x Shares (US) 
Eine umfassende Übersicht handelbarer Produkte finden Anleger unter anderem auf der Plattform justETF (LINK) oder direkt bei ETF-Emittenten. 

Fazit

  • Gehebelte Aktien-ETFs eröffnen überdurchschnittliche Renditechancen, bergen aber zugleich erhebliche Risiken. 
  • Als spezialisierte Instrumente bieten sie informierten, aktiven Anlegern gezielte taktische Einsatzmöglichkeiten und das Potenzial, die Rendite wirkungsvoll zu hebeln. 
  • Die Entscheidung für oder gegen gehebelte ETFs sollte stets auf einer fundierten Analyse des eigenen Anlageziels, der Risikobereitschaft und der zeitlichen Perspektive beruhen.
  • Empfehlung: Vor einem Investment in gehebelte Produkte ist eine sehr gründliche Recherche oder eine unabhängige, kompetente Beratung unerlässlich.
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Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com
Auf diesem Blog teile ich meine persönlichen Meinungen und Erfahrungen . Es ist wichtig zu betonen, dass ich weder Arzt noch Finanzberater bin. Jegliche Informationen, die ich in meinem Blog vorstelle, stellen weder Anlageempfehlungen noch Therapieempfehlungen dar. Für fundierte Entscheidungen in Bezug auf Gesundheitsfragen oder Finanzanlagen empfehle ichsich umfassend zu informieren und bei Bedarf einen professioniellen Experten zu konsultieren.
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